Schallschutz bei Fenstern

Steht ein Gebäude dicht an einer viel befahrenen Straße, ergibt sich rasch eine Lärmbelästigung. Jedes Auto, jeder Lkw oder auch die Straßenbahn führen zu einer deutlichen Geräuschkulisse, die die Wohnqualität massiv beeinträchtigt. Aber auch in ländlichen Gebieten ist es häufig notwendig, auf Schallschutzfenster zurückzugreifen. Verläuft dicht am Gebäude eine Eisenbahnstrecke oder liegt das Haus gar in der Einflugschneise eines Flughafens, ist die Schalldämmung überaus besonders wichtig.

Die Schallschutzklassen bei Fenstern

Der Mensch reagiert sehr empfindlich auf Lärm. Da selbst im Schlaf das Ohr ein wichtiges Sinnesorgan darstellt, sollte beispielsweise in den Nächten jedes Geräusch von über 25 dB verhindert werden. Was einfach klingt, gestaltet sich in der Realität als überaus schwierig. Entlang viel befahrener Straßen liegt der Geräuschpegel bei rund 70 dB, selbst in reinen Wohngebieten steigt der Lärm häufig auf über 40 dB an. Spezielle Schallschutzfenster können den Geräuschpegel senken. Aber nicht nur die Beschaffenheit des Fensters spielt bei Lärmschutz eine enorme Rolle  –  denn auch durch die Fugen, die beim Einbau eines Fensters entstehen, dringen Geräusche. So ist ein effektiver Schallschutz beispielsweise ebenso abhängig von der Abdichtung der Fenster beim Einbau mittels geeigneter Vorlegebänder etc.

Wie wichtig das Thema Schallschutz ist, zeigt sich an der DIN 4109. Die Norm legt die Anforderung der Schalldämmung von Fenstern und Türen fest und regelt sogar Mindestanforderungen, an die sich Bauherren halten müssen. Insgesamt gibt es sechs Schallschutzklassen für Fenster. Der Grundgedanke hinter den Klassen ist, dass ein Schallschutzfenster die Lärmbelästigung um einen festgelegten Wert minimieren soll.
 
  • Schallschutzklasse 1: Die Glasdicke bei diesen Fenstern beträgt 4 Millimeter. Die DIN-Norm sieht vor, dass ein solches Schallschutzfenster die Lärmbelastung um 25 - 29 Dezibel vermindert. Bei dieser Variante handelt es sich um Fenster mit einer Einfachverglasung.
  • Schallschutzklasse 2: Um das Schalldämmmaß von 30 - 34 Dezibel zu erreichen, besteht das Lärmschutzfenster aus zwei, jeweils 4 Millimeter breiten Glasscheiben. Zwischen den einzelnen Scheiben befindet sich eine rund 16 mm dicke Luftschicht, die mit Argon oder einem anderen Gas gefüllt wird.
  • Schallschutzklasse 3: Auch diese Fenster besitzen zwei Scheiben. Die der Außenseite zugewandte Scheibe ist jedoch 6 mm dick, die nach innen gewandete Scheibe besitzt eine Stärke von 4 Millimetern. Der Zwischenraum wird mit einer Gasmischung befüllt. Ein solches Fenster erreicht eine Schalldämmung von 35 - 39 Dezibel.
  • Schallschutzklasse 4: Um die Schalldämmung von 40 - 44 Dezibel zu erreichen, wird diesem Lärmschutzfenster eine Glasdicke von auf der Außenseite 9 Millimeter und auf der Innenseite von 6 Millimetern zugrunde gelegt. Zu der Glasfüllung wird eine PVC-Folie eingezogen, die die Lärmbelästigung nochmals deutlich verringert. 
System Arcade
  • Schallschutzklasse 5: Mit einer Schalldämmung von 45 - 49 Dezibel ist diese Schallschutzklasse besonders für Fabriken und sehr laute Umgebungen geeignet. Die beiden Scheiben besitzen eine Dicke von 11,5 und 9,5 Millimeter, werden zusätzlich mit Folien verkleidet und der Zwischenraum zwischen den Scheiben beträgt 20 Millimeter.
System Eforte
System Prestige
 
  • Schallschutzklasse 6: Diese Schallschutzfenster bestehen aus den sogenannten Kastenfenstern und bieten eine Lärmreduzierung von über 50 Dezibel.

Schallschutz ist bei vielen Fensterarten möglich

Nicht jedes Fenster ist gleich. Sie besitzen verschiedene Größen, Formen und müssen unterschiedlichen Belastungen standhalten. Heute ist es möglich, nahezu jedes Fenster einem Schallschutzfenster anzugleichen. Selbst Dachfenster und Oberlichter können als Lärmschutzfenster fungieren und einer der gängigen Schallschutzklasse entsprechen. Welches Fenster sich für ein Objekt eignet, entscheidet natürlich der Umgebungslärm. Doch auch die persönlichen Befindlichkeiten der Bewohner beeinflussen das jeweilige Fenster. Personen, die sehr empfindlich auf Lärm reagieren, sollten bereits beim Hausbau oder der Modernisierung der Fenster darauf achten, dass Lärmschutzfenster verbaut werden.

Warum der Lärmschutz so wichtig ist

Heute ist es fast unmöglich, der Lärmbelastung vollständig zu entgehen. Fast ständig sind wir von Unruhe und Geräuschen umgeben, die wir in den meisten Fällen noch gut ignorieren können. Allerdings wirkt sich eine andauernde Belastung nicht nur negativ auf das Hörvermögen aus. Bei einer ständigen Geräuschbeschallung sinkt die körperliche Leistungsfähigkeit massiv ab und es können Folgeerkrankungen entstehen, deren Ursache nur schwer festzustellen ist. Wer kommt schon bei Herzkrankheiten oder Bluthochdruck auf den Verdacht, dass diese Beschwerden durch übermäßigen Lärm hervorgerufen werden?

Allerdings stellt der Lärmschutz nicht allein im privaten Umfeld einen wichtigen Faktor zur Gesunderhaltung dar. Arbeitgeber sind angehalten, die Mitarbeiter mit geeigneten Hilfsmitteln auszurüsten, um eine Hörschädigung zu verhindern. Produzierende Unternehmen müssen dabei nicht allein die Mitarbeiter in der Produktion schützen, sondern mitunter auch die sich neben der Produktion befindliche Verwaltung. Befinden sich Büros in der Produktionshalle oder liegen sie nur wenige Meter von der Halle entfernt, hat sich der Einbau von Schallschutzfenstern bewährt. Die minimierte Geräuschbelastung durch die erhöhte Schalldämmung erlauben ein entspanntes Arbeiten, wodurch nicht nur die Krankheitstage der Mitarbeiter sinken, sondern die Produktivität massiv erhöht wird.

Förderungsmöglichkeiten von Schallschutzfenstern

Wie wichtig der Einbau von Schallschutzfenstern allgemein ist, zeigt sich in den verschiedenen Förderungsmöglichkeiten. Insbesondere in dicht besiedelten Gebieten können Bewohner Förderungsbeträge erhalten, wenn sie sich für den Einbau von Lärmschutzfenstern entscheiden. Ob eine Förderung in Betracht kommt, erfahren Hauseigentümer bei ihrer zuständigen Stadtverwaltung. Viele Städte besitzen mittlerweile Pläne, in denen schutzwürdige Bereiche gesondert markiert wurden. Allerdings beschränkt sich die Förderung zum Teil auf einzelne Wohnräume. In der Regel werden Kinderzimmer, Wohnzimmer und auch das Schlafzimmer als förderungswürdig erachtet. Je nach Stadt und Region unterstützt der Bund den Einbau von Schallschutzfenstern mit der Schallschutzklasse 4 von rund 75 Prozent.

Selbstverständlich ist es möglich, Schallschutzfenster nachzurüsten. Sollen die bestehenden Fensterflächen ausgetauscht und auf den neuen Stand der Energieverordnung gebracht werden, empfiehlt es sich, nicht allein die Wärmeschutzklassen zu berücksichtigen, sondern gleichzeitig auf die ausgeweitete Schalldämmung zu bestehen.